Kranken Umwege und Irrwege ersparen von Dr. Harald Wiesendanger
von Basler Psi Verein
26. Januar 2015
Wer chronisch erkrankt, den bestraft unser Gesundheitssystem doppelt. Zum einen führt es ihn bevorzugt sogenannten „Schulmedizinern“ zu, die bestürzend oft zuwenig bis gar nichts für ihn tun können...
und wenn doch, dann zumeist kostenintensiv und reich an Nebenwirkungen. Zum anderen lässt es ihn ausgerechnet an jenem Punkt seines Lebenswegs, an dem er auf Orientierungshilfen besonders angewiesen ist, allein in einem Dschungel umherirren: einem wuchernden Wirrwarr von konventionellen und alternativen Therapieangeboten, in dem selbst Experten leicht den Überblick verlieren – erst recht der medizinische Laie, der möglichst rasch und geradewegs jener Behandlung zugeführt werden will, die Krankheitsfällen wie seinem am zuverlässigsten beikommt.
Diesen Missstand könnte Dr. Schaubs Projekt „Coaching for Health“ beheben. Es gelingt ihm mit einem durch und durch pragmatischen Ansatz, der im Kern so verblüffend einfach ist, dass man kaum fassen kann, wieso er nicht schon längst realisiert ist – und wieso die Initiative dazu nicht von Gesundheitsministerien, Hochschulinstituten oder Krankenkassen ausging, sondern erst von einem praktizierenden Arzt auf Kosten seiner Freizeit ergriffen werden musste. Coaching for Health tut nichts weiter, als möglichst viele Behandlungsverläufe zu dokumentieren, statistisch auszuwerten und mittels eines brillanten Computerprogramms sekundenschnell überschaubar zu machen. Damit kann es die beiden entscheidenden Fragen beantworten, die sich bei der Therapiewahl stellen: Welche Heilmethoden erreichen bei bestimmten Diagnosen am meisten? Und welche Therapeuten wenden sie besonders effektiv an?
Dabei wird ein rein ergebnisbezogener Wirksamkeitsnachweis geführt: Coaching for Health hinterfragt nicht, warum eine bestimmte Therapie hilft. Sie konstatiert, ob und inwieweit sie es tut, wie nachhaltig die erzielten Erfolge sind und welcher Aufwand, zeitlich ebenso wie finanziell, dafür erfahrungsgemäss zu treiben ist.
Konsequent weiterentwickelt, könnte dieser Ansatz bald nicht nur unzähligen Patienten Umwege und Irrwege ersparen. Er hat das Potential, unser Gesundheitswesen zu revolutionieren, wobei die Eindämmung der vielbeklagten, doch scheinbar therapieresistenten Kostenexplosion bloss eine von zahlreichen erfreulichen Nebenwirkungen darstellt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die erste
Krankenkasse entdeckt, welch enorm effizientes, denkbar einfach einzusetzendes Instrument ihr Coaching for Health an die Hand geben könnte – und welche Wettbewerbsvorteile sie sich verschaffen
würde, wenn sie es nutzt. Ebenso fasziniert mich an diesem Ansatz die Chance, konventionelle und komplementäre Therapieformen einem undogmatischen Leistungsvergleich zu unterziehen – und heilberuflich Tätige, gleich welcher Herkunft, in ein kommunikatives Netz einzubinden, dem sie kontinuierlich Daten eingeben und entnehmen, im Bestreben, ihren Patienten zugute kommen zu lassen, was auch immer die grösste Wahrscheinlichkeit hat, deren Leid zumindest zu lindern.
Ich hatte die Freude, die bisherige Entwicklung des Coaching for Health-Projekts beinahe von seiner Geburtsstunde an aus nächster Nähe mitzuverfolgen – und dabei immer klarer zu sehen, dass seine Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Nur wer selbst schon einmal viele Jahre seines Lebens damit zugebracht hat, eine Vision gegen vielfältigste Widerstände beharrlich umzusetzen, kann wirklich ermessen, was der Initiator, der Schweizer Arzt Dr. Beat Schaub aus Binningen bei Basel, schon jetzt geleistet hat. Was er dafür an Opfern auf sich nahm – zeitlich, privat, finanziell –-, werden ihm bald Abertausende von Patienten danken, dessen bin ich sicher.
Weitere Texte von Dr. Harald Wiesendanger finden Sie
auf seiner Website www.psi-infos.de
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